Dyskalkulie

Im Gegensatz zur Legasthenie ist die Dyskalkulie nicht sehr bekannt. In der Wissenschaft ist sie noch viel weniger erforscht als die Legasthenie und es sind weniger Menschen davon betroffen.

Dennoch sind die beiden Phänomene miteinander verwandt. Oberflächlich gesprochen könnte man sagen, Dyskalkulie ist die „Legasthenie beim Rechnen“. So wie manche Kinder Probleme beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens haben, können auch Schwierigkeiten beim Rechnen und im Umgang mit Zahlen auftreten. Wie bei der Legasthenie haben diese Defizite nichts mit der Intelligenzleistung des Kindes zu tun. Die Betroffenen sind zumeist normal oder sogar überdurchschnittlich intelligent.

 

Man geht davon aus, dass die Ursachen die gleichen sind wie bei der Legasthenie. Auch die Dyskalkulie ist angeboren und die Problematik entsteht, weil die Sinneswahrnehmungen nicht so funktionieren wie bei anderen Menschen (wie im Kapitel über Legasthenie ausführlicher beschrieben).

Hat ein Kind deutliche Schwächen im mathematischen Bereich, muss also zunächst abgeklärt werden, ob es dafür eventuell äußere Ursachen geben könnte. Nicht jedes Kind mit einer Rechenschwäche hat Dyskalkulie, auch wenn die beiden Begriffe in Wissenschaft und Literatur häufig synonym verwendet werden.

Wie auch bei einer Lese-Rechtschreibschwäche können alle Arten von seelischen Problemen zu einer Rechenschwäche führen. Eine Minderbegabung des Kindes kann genauso mitwirken wie eine Krankheit, eine unvorteilhafte schulische Situation oder auch mangelnde Übung.

Häufig ist eine Rechenschwäche in den Griff zu bekommen, wenn an der Ursache gearbeitet wird. Intensive Übung kann den Lernrückstand ausgleichen.

 

Leidet das Kind an einer Dyskalkulie, wird Üben allein jedoch nicht den gewünschten Erfolg bringen, da auch an den Sinneswahrnehmungen gearbeitet werden muss.

Typische Fehler, die durch nicht ausreichend geschärfte Sinne entstehen, sind z. B.

  • das Vertauschen der Ziffern einer Zahl,
  • das spiegelverkehrte Schreiben von Zahlen,
  • Probleme beim Merken von Zahlen bzw. der Zuordnung zu einer Menge,
  • das Verwechseln ähnlich aussehender Zahlen,
  • Probleme beim Über- und Unterschreiten von Zehnern und Hundertern,
  • das Verwechseln von Rechenzeichen uvm.

Ob die Sinneswahrnehmung eines Kindes beeinträchtigt ist, kann ein Legastheniespezialist mittels verschiedener Testungen feststellen. Im Zweifel ist eine Abklärung auf jeden Fall anzuraten. Zeigt die Testung entsprechende Defizite, sollte unbedingt ein gezieltes Training folgen, das neben intensiver Übung in den problematischen Lernbereichen auch die Sinneswahrnehmungen schärft.

Gegebenenfalls kann das Dyskalkulietraining Hand in Hand mit einem Legasthenietraining erfolgen, denn die meisten Kinder mit Dyskalkulie leiden auch an einer Legasthenie. Zwar kann die Dyskalkulie auch allein auftreten, allerdings ist das eher selten der Fall.

Wie auch im Kapitel über Legasthenie bereits erwähnt, ist es sehr wichtig, dass Eltern die Probleme ihres Kindes akzeptieren und ihm das Gefühl geben, dass die erbrachten Leistungen in Ordnung sind, so lange das Kind sein Bestes gibt. Zu viel Druck oder gar Strafen werden die Situation höchstens verschlechtern. Das Kind wird Lernfortschritte machen, jedoch braucht es dafür einfach mehr Zeit und Geduld als andere Kinder. Mit Lob erreicht man jedenfalls sehr viel mehr als mit Tadel.

 

In der Checkliste unten finden Sie eine Zusammenstellung von Symptomen, die bei Kindern mit Dyskalkulie auftreten können. Weiters beinhaltet das Dokument eine Liste mit Hinweisen auf eine mögliche Legasthenie sowie eine Liste mit Auffälligkeiten bei Kindern im Vorschulalter, die auf eine Legasthenie oder Dyskalkulie hinweisen können.

Wenn mehrere der genannten Symptome auf Ihr Kind zutreffen, sollte eine Abklärung durch einen Legasthenie- und Dyskalkuliespezialisten erfolgen.

 

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